Willkommen in Gützkow
Die Stadt Gützkow konnte im vergangenen Jahr mehrere geplante Bauvorhaben realisieren. Dazu zählten beispielsweise die Sanierung des Schlosses, die Neugestaltung der Feldstraße in Höhe der Peenetalschule und die Erneuerung des Gehweges zum Kosenowsee. OZ sprach mit Bürgermeisterin Jutta Dinse (parteilos) über Erreichtes und künftige Vorhaben.
OZ: Frau Dinse, mit der Schlosssanierung wurde 2020 die größte Baumaßnahme der Stadt Gützkow seit Ihrer Amtsübernahme abgeschlossen. Sie dauerte länger und kostete auch wesentlich mehr als ursprünglich geplant, weil es mehrere Überraschungen während der Bauphase gab. Erste Aussagen vor Beginn der Arbeiten gingen von 1,9 Millionen Euro aus. Wie sieht dort nun die Schlussrechnung aus?
Jutta Dinse: Ich bin sehr glücklich, dass Schüler und Lehrer des Schlossgymnasiums das Gebäude jetzt wieder nutzen können. Am Ende betrug die Bausumme 3,48 Millionen Euro. Zum Glück erhielten wir über das Eler-Förderprogramm 1,9 Millionen Euro und vom Innenministerium des Landes noch einmal 1,07 Millionen Euro. Den Rest brachte die Stadt als Eigenmittel auf.
OZ: Auch die anderen, die in den 1990er Jahren errichteten Schulgebäude, bedürfen einer Sanierung. Wann geht es dort weiter?
Jutta Dinse: Das ist Sache des Landkreises Vorpommern-Greifswald, der Eigentümer dieser Gebäude ist. Darüber bin ich nicht informiert. Aus Sicht der Stadt wäre es schön, wenn sich die Arbeiten dort jetzt anschließen würden, damit das gesamte Ensemble wieder in Ordnung kommt. Die nächsten Schritte wären dann für uns die Sanierung der Kapelle und Wiederherrichtung des Schlossparks. Die kleine Schlosskapelle ließen Sie bereits sperren, weil herabfallende Ziegel eine Gefahr für Menschen darstellen.
OZ: Wie ist dort der aktuelle Stand?
Jutta Dinse: Wir haben eine Firma beauftragt, eine Kostenschätzung zu erarbeiten. Das Ergebnis liegt mir erst seit ein paar Tagen vor und war ziemlich niederschmetternd: Planung und Ausführung der Arbeiten sollen 175.000 Euro kosten. Mit einer so hohen Summe hatte ich nicht gerechnet. Wir haben dafür erst einmal nur 30.000 Euro in unseren Haushalt für dieses Jahr eingestellt. Das bedeutet, dass wir uns auf Fördermittelsuche begeben müssen.Denn ich finde das Gebäude für unsere Stadt sehr wichtig. Die Kapelle ist als Hochzeitsort beliebt, wir haben auch schon wieder Anmeldungen für Trauungen. Außerdem ist sie ein idealer Ort für Kammerkonzerte. Deshalb würde ich mich freuen, wenn auch unsere Spendenaktion, die wir voriges Jahr starteten, an Fahrt aufnehmen würde. Bislang haben wir darüber erst 1000 Euro gesammelt.
OZ: Einen großen Posten im Haushalt 2021 nimmt mit 460 000 Euro der Neubau des Sportlerheims ein. Geht es damit bald los?
Jutta Dinse: Bei dieser Summe handelt es sich um den Eigenanteil der Stadt, wir sind Grundstücksbesitzer. Vorhabenträger und damit auch Hauptauftraggeber ist aber der Sportverein Gützkow, der sich um alle Details kümmert. Er hat eine Förderung für das Bauvorhaben beantragt und mittlerweile die Zusage über 375 000 Euro erhalten. Sein Ziel ist es, in diesem Jahr zu bauen. Wir als Stadt indes wollen gern die Tartanbahn auf dem Sportplatz erneuern, haben dafür 50 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Die Arbeiten sind dringend notwendig, ein Abschnitt ist schon ganz grün. Die Gesamtkosten liegen derzeit bei 311.000 Euro. Wenn wir es später machen, wird es noch teurer. Doch ohne finanzielle Unterstützung schaffen wir das nicht. Unser Antrag auf Sportstättenförderung wurde leider abgelehnt. Nun müssen wir schauen, ob es noch einen anderen Weg gibt.
OZ: Im vorigen Jahr konnte auch endlich die neue lang geplante Kleinsportanlage in Nachbarschaft der Peenetalschule errichtet werden. Kinder und Jugendliche nahmen sie sofort in Besitz. Worauf kann sich diese Altersgruppe in diesem Jahr freuen?
Jutta Dinse: Nachdem wir 2020 für 10 000 Euro den Lüssower Spielplatz auf Vordermann gebracht haben, sollen in diesem Jahr weitere Spielplätze folgen. Dabei geht es um Neuendorf, um den Hasenberg in Gützkow und um Pentin. Wobei es dort noch das Problem gibt, dass wir kein Land haben, für das Vorhaben erst ein Stück tauschen müssen. Die Realisierung wird sich deshalb wohl noch eine Weile hinziehen. Insgesamt haben wir für drei Spielplätze Geld in den Haushalt eingestellt. Zusammen kosten die Maßnahmen rund 43 000 Euro, wobei es dafür eine 75-prozentige Förderung gibt.
OZ: Der Rundweg um den Kosenowsee hat dank Leader-Fördermittel gewonnen.Viele Spaziergänger und Sportler nutzen ihn. Wie geht es am See jetzt weiter?
Jutta Dinse: Die 103 000 Euro, die in dieses Projekt Erlebnistour Kosenowsee geflossen sind, sind gut angelegtes Geld. 80 Prozent wurden davon gefördert, 15 000 Euro kamen außerdem aus dem Vorpommern-Fonds. Wir haben unseren Part dazu beigetragen, dass sich der Tourismus hier weiterentwickeln kann. Mit der Badeanstalt, der Freilichtbühne, den Outdoor-Sportgeräten und Bänken zum Verweilen ist es ein schöner Ausflugsort, viele Greifswalder Familien erkunden neuerdings wieder den Ort. Und wir freuen uns, wenn demnächst der Caravanplatz dort öffnen wird. Gerade haben wir auch den Vertrag mit dem Betreiber des Wasserparks verlängert. Für die Entschlammung des Sees haben wir 40.000 Euro in den Haushalt eingestellt. Aber ob das in diesem Jahr gelingt, hängt von den beantragten Fördermitteln ab. Noch haben wir dafür keine Zusage. Und dann hoffen wir auch, dass der Hasenberg wieder zu einem Aushängeschild der Stadt wird. Das Bürgerhaus und Schullandheim haben seit Februar neue Pächter. Die Stadt bleibt aber Eigentümer. Das bedeutet auch, dass wir für große Investitionen zuständig bleiben, die Pächter hingegen Schönheitsreparaturen vornehmen. Wir müssen und wollen das Dach sanieren, doch noch ist unklar, wie viel das genau kostet.
OZ: Geplant war auch, den dritten Bauabschnitt der Feldstraße in diesem Jahr zu erneuern. Gelingt das?
Jutta Dinse: Dabei handelt es sich um den Abschnitt von der Peenetalschule in Richtung Kreisverkehr. Wir hatten auch schon Haushaltsmittel dafür eingeplant, doch unser Fördermittelantrag über das Programm Iler wurde abgelehnt. Nun müssen wir schauen, ob es noch andere Wege gibt, Unterstützung zu erhalten.
OZ: Sind stattdessen noch andere Baumaßnahmen im Stadtgebiet vorgesehen?
Jutta Dinse: Insgesamt planen wir 2021 mit einem Investitionsvolumen von 1,7 Millionen Euro. Neben den genannten Vorhaben wollen wir zum Beispiel mit der Erneuerung der Regenentwässerung in der August-Bebel- Straße zwischen Mascowstraße und Gebrüder-Kreßmannstraße fortfahren. Das sind Kosten um die 150 000 Euro. Auch die Straßenbeleuchtung soll in einigen Bereichen erneuert werden, dazu zählen die Greifswalder Straße, die Vom Hof-Straße, der Vargatzer Weg und das Liebenthal. Hier stehen Gesamtkosten in Höhe von 175 600 Euro an. Darüber hinaus wollen wir die Sanierung der Jahnstraße langfristig angehen, stellten für eine Planung 30 000 Euro in den Haushalt ein. Für den Gehweg der Fritz-Reuter-Straße stehen 35 000 Euro im Haushalt. Außerdem wollen wir die Bedingungen auf unserem Bauhof verbessern. Für 145 000 Euro soll dort ein Schleppdach errichtet werden, um die Technik darunter besser zu verwahren.
OZ: In den vergangenen Jahren wurde auch in den vorbeugenden Brandschutz investiert. Stehen da weitere Ausgaben bevor?
Jutta Dinse: Neuendorf und Lüssow haben Löschwassertanks erhalten, Dargezin Vorwerk war jetzt im Januar damit dran. Breechen hat ein Löschwasserbecken, nun fehlen noch Tanks in Upatel und Gützkow Meierei. Dafür stehen 2021 insgesamt 64.000 Euro im Haushalt. Auch die weitere Ausrüstung unserer Feuerwehr unterstützen wir in diesem Jahr mit knapp 29 000 Euro.
OZ: Mit Ausnahme der schnee- und frostreichen Wintertage wurde fleißig in Gützkow und den Ortsteilen gebuddelt, um den Breitbandausbau voranzubringen. Eigentlich sollten die Haushalte schon über das schnelle Glasfasernetz verfügen. Wie ist Ihr Wissensstand hierzu?
Jutta Dinse: Fakt ist, das alles dauert viel zu lange. In Sachen Internet sind wir kein Industrie-, sondern ein Entwicklungsland. Das ist unbefriedigend, gerade weil zurzeit auch viele im Homeoffice arbeiten. Auch wenn der Breitbandausbau läuft, weiß ich nicht, wann genau das Netz allen Einwohnern hier zur Verfügung steht.
OZ: Ärgern Sie noch andere Themen als Bürgermeisterin?
Jutta Dinse: Die Straßensperrung in der Mascowstraße. Seit über zwei Jahren müssen Verkehrsteilnehmer nun schon mit der Einschränkung dort leben, weil das Gebäude einzustürzen droht. Der Landkreis, der dafür zuständig ist, rührt sich trotz vieler Nachfragen nicht. Das ist unbefriedigend. Er zahlt für die Absperrung. Für das Geld hätte auch schon eine andere Lösung geschaffen werden können. Immer wieder beschweren sich bei mir Leute und fragen, wann sich dort etwas tut. Aber das ist nicht unsere Baustelle.
OZ: Und was freut Sie ganz besonders?
Jutta Dinse: Dass Gützkow weiterhin als Wohn- und Lebensort gefragt ist. Die Eigenheimplätze an der Kreßmannstraße wurden alle gut angenommen. Deshalb wollen wir weitere neue Baugrundstücke ausweisen: zwei am Mühlenberg nahe dem Friedhof und zwei auf einem Teilstück des Marktplatzes. Ein freies Flurstück gibt es auch noch am Lindenweg. Dort muss noch eine Vermessung erfolgen, dann kann ausgeschrieben werden. Außerdem gibt es die Bestrebung eines Investors, weitere Grundstücke auf einem Teil der Gartenanlage auszuweisen. Die Verhandlungen zum Kauf laufen. Einige der Gärten haben schon jetzt keinen Pächter mehr, andere sind noch belegt. Als Stadt freuen wir uns, wenn sich dort weitere Leute ansiedeln.